Das sogenannte „Räuberschlösschen“ bot seit jeher viel Raum für Spekulation. Trägt man die wenigen fundierten Fakten zusammen, so zeigt sich als plausibelste Interpretation das Bild einer hochmittelalterlichen Burg mittlerer Größe mit teils stattlicher Mauerstärke und einem Fundspektrum, welches an einer adligen Besiedelung keinen Zweifel lässt. Leider wurden die 1890 von Wilhelm Conrady ergrabenen Artefakte nie fachkundig untersucht. Aus alten Beschreibungen geht hervor, dass sich wohl keine glasierte Ware unter der Keramik befand und diese recht spärlich aufzufinden war – beides Hinweise auf ein hohes Alter der Anlage. Die Burg stand offensichtlich im Zusammenhang mit dem unterhalb gelegenen, jedoch bis auf die St. Laurentiuskapelle abgegangenen Dorf Lullingsheid, der Vorgängersiedlung Freudenbergs, sowie dem alten Flussübergang hinüber zum ursprünglichen Ort Kirschfurt. Wie der Ort Lullingsheid zugunsten der im 13. Jahrhundert entstandenen Stadt Freudenberg, wurde offensichtlich auch das „Räuberschlösschen“ nach Erbauung der Burg Freudenberg aufgegeben. Deutliche Brandspuren, die bei den Grabungen im 19. Jh. zutage traten, könnten sogar auf einen gewaltsamen Untergang der Burg hindeuten.

Abbildung der im 19. Jh. sichergestellten Funde in den Kunstdenkmälern des Großherzogthums Baden von Adolf von Oechelhäuser.

Doch wer waren die Burgherren dieser nur wenige hundert Meter von Burg Freudenberg entfernten Vorgängerburg? Jüngste Forschungen zeigen, dass der Baugrund auf dem Territorium des Klosters Amorbach lag, welches zum Bistum Würzburg gehörte. Eine zuvor nie lokalisierte Adelsfamilie, die eng mit Würzburg und dem Kloster Amorbach verbunden war und folglich in der Nähe ihren Wohnsitz besessen haben muss, waren die Herren von Frohburg. Die erste Erwähnung erfolgt 1149 in einer Urkunde König Konrads III., welcher darin dem Domkapitel von Würzburg einen Gütertausch bestätigt. Unter den edelfreien Zeugen wird ein Rupert von Frohburg genannt. Ab 1164 erscheint der Kleriker Konrad von Frohburg als Zeuge für die Bischöfe von Würzburg, 1194 wird er als Propst bezeichnet. Neben ihm – teils in denselben Urkunden – ist ein Rupert von Frohburg unter den edelfreien Zeugen genannt, bei dem es sich um einen Verwandten (Bruder?) Konrads handeln muss. Ab 1171 erscheint Rupert immer häufiger unter dem Namen „de Durne“ (von Dürn), im Jahr darauf zum letzten Mal als „von Frohburg“. Dass es sich um dieselbe Person handelt, zeigt das zumeist gleiche Zeugenumfeld. Vor allem Konrad von Boxberg, mit dessen Schwester Rupert vermutlich verheiratet war, ist fast immer sein Nachbarzeuge. Dieser Rupert von Frohburg/Dürn erlangte mutmaßlich um 1168 das Vogteiamt des Klosters Amorbach, welches über Generationen in seiner Familie verbleiben sollte. Ruprecht verlegte seinen Stammsitz nach Walldürn, das ebenfalls im Gebiet des Amorbacher Klosters lag, und nach dem die Familie fortan benannt wurde. Die Umstände und zeitlichen Abläufe machen es sehr wahrscheinlich, dass es sich beim älteren Stammsitz „Frohburg“ um die später im Volksmund „Räuberschlösschen“ genannte Burgstelle handelt.

 

links: genordete und bearbeitete Planskizze des Räuberschlösschens aus den Kunstdenkmälern rechts: Laserscan aus dem Geoportal Baden-Württ.