Burg Freudenberg wurde vor 1197 unter dem Würzburger Bischof Heinrich v. Berg begonnen. Vermutungen, der Bau der Burg sei eine Reaktion auf die Expansion der Herren von Dürn, die nicht lange davor mit Burg Wildenberg einen neuen Stammsitz gegründet hatten, muss allerdings widersprochen werden. Bei der Adelsfamilie Dürn handelte es sich um getreue Gefolgsleute der Würzburger Kirche, denen sogar von den Bischöfen die Vogtei über das bedeutende Kloster Amorbach anvertraut war. Auch im Bauwerk selbst finden wir Hinweise, die ein anderes Bild zeichnen. Bischof Heinrich III. von Würzburg wollte mit Burg Freudenberg am Main eindeutig ein klares Zeichen seiner Herrschaft setzen. Der aus seiner Zeit stammende untere Abschnitt des Bergfrieds mit einer Seitenlänge von ca. 14 m zeigt das Vorhaben des Bischofs, einen der mächtigsten Türme dieser Bauart überhaupt errichten zu wollen. Das Buckelquadermauerwerk über einem Glattquadersockel ist von höchster Qualität. Dieses Machtsymbol sollte nicht nur regionale Grafen- und Edelfreienfamilien wie die Dürn, Rieneck oder Wertheimer einschüchtern, sondern zielte vor allem auf die um das begehrte Gebiet konkurrierenden Fürsten, die Pfalzgrafen bei Rhein und die Erzbischöfe von Mainz, ab. Ein weiteres Indiz, welches sogar für eine Kooperation zwischen dem Würzburger Bischof und der Familie Dürn hinsichtlich Burg Freudenberg spricht, sind die teils sehr individuellen Steinmetzzeichen auf den Buckelquadern des Turmstumpfes, von denen viele ebenfalls auf Burg Wildenberg vorkommen. Vermutlich handelte es sich um dieselbe Bauhütte, die zuerst auf Wildenberg und dann auch auf Freudenberg zum Einsatz kam. Als wichtigste Gefolgsleute des Hochstiftes Würzburg vorort könnte man sogar an eine Beaufsichtigung des Baus der Burg durch die Herren von Dürn denken. Mit dem Tod Bischof Heinrichs III. am 14. April 1197 wurde zunächst auch der Bau der Burg eingestellt. Eine dadurch erfolgte radikale Planänderung am Turm ist unübersehbar. Seine Nachfolger im Bischofsamt scheinen während der Wirren des Thronstreites zwischen Staufern und Welfen kein Interesse an einem Weiterbau gehabt zu haben. Zangenlöcher, von der Hebezange zum Versetzen der Quader, im mittleren Bereich des Bergfrieds verweisen auf eine Entstehung nicht vor 1220. Weshalb aber immer noch die gleichen Steinmetzzeichen erscheinen, ist offensichtlich dem Umstand geschuldet, dass von 1197 noch eine gewisse Menge an vorgefertigten Quadern zur Verfügung stand. Mit ihnen errichtete man einen um mehr als 2 m auf allen Seiten reduzierten Abschnitt. Die deutlich schlechtere Bauart deutet ebenfalls auf eine spätere Fortsetzung hin. Als Bauherr, der nicht nur die Aufstockung des Turmes, sondern auch den Bau der anschließenden Ringmauer veranlasste, kommt am besten Bischof Hermann I. von Würzburg infrage. Der streitbare Kirchenmann führte nicht nur Fehden gegen die Grafen von Rieneck und Henneberg, sondern mischte auch in der Reichspolitik kräftig mit. Für eine Fertigstellung der Burg Freudenberg erst im 2. Drittel des 13. Jhs. spricht außerdem, dass erst ab 1246 ein Adliger erscheint, der nach der Burg zubenannt wird. Der Niederadlige Marquard von Freudenberg dürfte personengleich sein mit einem 1235 erwähnten Marquard von Amorbach. Zweifellos handelte es sich bei ihm um einen Dienstmann der Herren von Dürn, die ihn vor 1246 auf die nun bezugsfähige Burg setzen, welche sie wohl immer noch für Würzburg verwalteten.

 

 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Steinmetzzeichen am Bergfried, die sowohl an Abschnitt 1 und 2 vorkommen. Viele wurden in einer seltenen punktierten Weise eingemeiselt. Solche findet man auch auf Burg Wildenberg, dem Dürner Stammsitz.