Geschichte und Baubefund

Über die Baugeschichte der Burg ist aus Archivalien kaum etwas bekannt, der weitgehende Verlust der Architektur ist ein weiteres Hindernis in dieser Frage. Die zahlreichen Belehnungsurkunden des Reichsklosters Fulda nennen keinerlei Einzelgebäude oder geben Aufschluss auf geplante Baumaßnahmen. Der erhaltene Bergfried könnte sowohl vor, als auch nach 1252 erbaut worden sein. Aus dem Jahre 1319 ist die Weihe einer Burgkapelle überliefert. Die Innenbebauung des Burghofes müssen wir uns anders als bei Adelsburgen als Konglomerat von Burgmannenhäusern vorstellen, die mehr oder weniger turmartig gewesen sein können. Ein „Palas“ oder Herrenhaus des Burgherrn (Abt von Fulda) wird dagegen nicht vorhanden gewesen sein. Der nördliche Bereich der Burg war durch eine Quermauer, die in Resten erhalten ist, vom Burghof separiert.

Die Ansicht der Burg Stolzenberg in einer Karte von 1752 zeigt die Wehranlage mit ihren wohl noch vorhandenen Baulichkeiten. Foto: HStA Marburg

Nördlich der Burg befanden sich vermutlich Vorburggebäude in Leichtbauweise aus Holz oder Fachwerk, wie der sehr weit außerhalb der Burg befindliche Halsgraben vermuten lässt. Eine äußere Ringmauer mit runden Flankierungstürmen zur Verteidigung mit Feuerwaffen wurde auf dem Stolzenberg nach dem optischen Befund dagegen niemals angelegt. Der fortifikatorische Wert der Burg kann nach 1400 deshalb nicht besonders hoch gewesen sein. Südlich der Burg gibt es geringe Geländespuren, mit dem Auge kaum erkennbar, die als Anschlüsse der Ummauerung der geplanten Stadt „Stolzenthal“ interpretiert werden können. Näheres lässt sich darüber erst nach einer Ausgrabung sagen. Kurz nach 1800 war der Baubestand bereits auf die noch heute vorhandene Bausubstanz reduziert.

 

Die Hutten und die Stolzenberg

Die Ersterwähnung der Burg Stolzenberg datiert ins Jahr 1252, als der Gegenkönig Wilhelm von Holland dem Abt von Fulda erlaubte, diese unbestimmte Zeit zuvor zerstörte Burg wiederaufzubauen. Wann das Reichskloster Fulda die Burg zuvor erstmals erbaut hatte und aus welchen Gründen sie in der Folgezeit zerstört wurde, ist nicht zu klären. Ebenso ist nicht zweifelsfrei, ob unmittelbar nach 1252 mit dem Wiederaufbau begonnen werden konnte, wie es die Urkunde von 1252 vermuten lässt. Es ist nicht davon auszugehen, dass die Burg erheblich älter als die Erstnennung von 1252 ist, wie es in der Literatur manchmal behauptet wird. Der Name „Stolzenberg“ ist von der höfischen Kultur jener Zeit abgeleitet und spricht gegen ein höheres Alter der Burg. Stolzenberg war vermutlich von Anfang an mit Burgmannen, das heißt niederadligen Berufskriegern, des Reichsklosters Fulda besetzt, die in späteren Jahrhunderten immer wieder mit ihren jeweiligen Anteilen an der Burg, den sogenannten Burglehen, vom Fuldaer Abt belehnt wurden. Diese Burgmannen hatten die Aufgabe, die Burg und die Besitzungen des Klosters Fulda zu behüten und gegen dessen Feinde zu beschützen.

Im Jahre 1296 erhielt der Abt von Fulda von König Adolf von Nassau Stadtrechte für die Talsiedlung Soden. Für die neue Stadt war in Anlehnung an den Burgnamen der Name “Stolzenthal” vorgesehen, der sich in späterer Zeit jedoch nicht
durchsetzen konnte.

 

Der mainzische Hofmeister Frowin von Hutten war der Besitzer der Burg Stolzenberg. Aufn. Peter Rogowsky, aus: Spessart 4 (1986)

Der mainzische Hofmeister Frowin von Hutten war der Besitzer der Burg Stolzenberg. Aufn. Peter Rogowsky, aus: Spessart 4 (1986)1299 ist Hermann von Hutten, einer der ersten überhaupt bekannten Angehörigen dieses noch heute existierenden Adelsgeschlechtes, als fuldischer Amtmann auf Burg Stolzenberg bezeugt. Die Herren von Hutten sollten bis zum Untergang der Burg über Jahrhunderte hinweg in besonderer Weise mit dieser verbunden sein. Im Jahre 1303 wird erstmals ein Hutten als “de Stolzenberg” bezeichnet. In späterer Zeit bewohnten die Hutten die Burg wie Eigenbesitz, obwohl in deren Mauern zudem noch andere Burgmannen untergebracht waren. Alle hatten ihre Steinhäuser und zu ihrer Selbstversorgung der Burg nahegelegene Gärten.#

1522 soll die Burg Stolzenberg aufgrund der Nähe des mainzischen Hofmeisters zu Franz von Sickingen durch die verbündeten Fürsten zerstört worden sein. Vermutlich als Konsequenz der Ereignisse von 1522 ließen die Hutten bis 1536 im Tal unterhalb der Burg ein Schloss als neuen Wohnsitz errichten, das den Stolzenberg als Herrensitz nach und nach entwertete. Der Niedergang der Burg Stolzenberg dürfte durch den Dreißigjährigen Krieg beschleunigt worden sein; von der Abfuhr des wertvollen Baumaterials der Burg zu Zwecken des Wiederaufbaus nach dem Krieg darf ausgegangen werden. Als letztes Burggebäude soll die Burgkapelle intakt gewesen und als solche auch genutzt worden sein.

 

 

Weiterführende Literatur

Georg-Wilhelm Hanna: Die Ritteradligen von Hutten, ihre soziale Stellung in Kirche und Staat bis zum Ende des Alten Reiches : Ministerialität, Macht und Mediatisierunger Odenwald – Zeitschrift des Breuberg-Bundes 6, 1959, Heft 3, S. 77-83.

Georg-Wilhelm Hanna: Die Ritteradligen von Hutten, ihre soziale Stellung in Kirche und Staat bis zum Ende des Alten Reiches. Bamberg, Univ., Diss., 2006.