Rückert (1992)Die Ravensburg wurde nachweislich von Ministerialen des Bischofs von Würzburg erbaut. Da die Erstnennung ins Jahr 1189 datiert, dürfte der Bau dieser Burg in die 1170er oder 1180er-Jahre zu datieren sein. Gleichzeitig wurde von anderen Würzburger Ministerialen auf dem anderen Mainufer über Erlabrunn eine zweite Burg namens Falkenburg erbaut, von der heute keine wahrnehmbaren Reste mehr existieren. Die Entstehung beider Burgen ist mit hoher Wahrscheinlichkeit mit der Reichslandpolitik der staufischen Herrscher zu erklären, die den traditionellen Vororten der Reichskirche (in diesem Falle Würzburg) eigene „Gegenburgen“ (hier Ravensburg und Falkenburg) entgegensetzte. Die Ravensburg sollte jedoch nicht lange bestehen, da sie zur Vergeltung für die Beteiligung der Herren von Ravensburg bei der Ermordung Bischof Konrads I. von Würzburg am 3. Dezember 1202 genau wie Burg Falkenberg und die weiter mainabwärts gelegene Neuenburg von den Ministerialen und Bürgern Würzburgs zerstört wurde. Ob dieses Ereignis in die Jahre 1202/03 oder 1212/13 datiert werden muss, ist nicht zweifelsfrei zu klären, doch ist an der gewaltsamen Zerstörung selbst nicht zu zweifeln. Die Ravensburg existierte somit nur wenige Jahrzehnte und Details über ihre Nutzung während dieser Zeitspanne sind nicht bekannt. Die drei zerstörten Burgen wurden für immer verlassen, ein Wiederaufbauversuch erfolgte nicht. Der Name der Ravensburg lebt bis heute jedoch in einer Weinlage fort.

Der Bergfried heute Fotot: BurglandschaftWährend der wenigen Jahrzehnte, in denen diese Burg genutzt und bewohnt wurde, kann sie keine allzu umfangreiche Baugeschichte erfahren haben. Alle heute noch erkennbaren Überreste werden deshalb ins ausgehende 12. Jahrhundert gehören. Der unfertige Befund des äußeren Halsgrabens gibt Anlass zur Vermutung, dass die Burg zum Zeitpunkt ihrer Zerstörung nicht in allen Details vollendet gewesen sein könnte. Die im Ruinengelände noch feststellbare Bausubstanz der Burg lässt indessen eine ausgesprochen großzügig konzipierte Anlage erkennen, deren Gesamtlänge deutlich über 100 m betrug. Der architektonische Anspruch dieser Burg ist vornehmlich deshalb als bemerkenswert zu würdigen, da ihre Bauherren lediglich Ministerialen (Dienstmannen) des Bischofs von Würzburg waren. 

Der Bergfried als Rekonstruktion Foto: BurglandschaftDie gefährdete Angriffsseite im Norden wurde durch zwei hintereinander gelagerte Halsgräben gesichert, von denen der äußere Graben dem Anschein nach nicht vollendet ist. Hinter dem inneren Halsgraben mit seinen schrägen Grabenwänden ragte der runde Bergfried mit mehr als zehn Metern Durchmesser auf. Weiter talwärts zeichnen sich deutlich die Umrisse eines Gevierts mit ca. 15 m Seitenlänge ab. Dort ist das Wohngebäude des Burgherrn, vielleicht sogar ein Saalbau zu vermuten. Aus den Obergeschossen dieser Gebäude ergaben sich zweifellos schöne Ausblicke ins Maintal. Südlich schlossen sich an diese zwei kleinere Gebäude unbekannter Funktion an und schließlich eine bis heute als Vertiefung erkennbare rundliche Zisterne. Zwecks Versorgung der Burg mit Frischwasser ist außerdem die Ableitung von Quellwasser des kleinen Baches mittels einer Wasserleitung ins Burggelände anzunehmen. Ein Beweis hierfür liegt jedoch gegenwärtig nicht vor, doch waren solche Wasserleitungen mit Tonrohren weit verbreitet. Unklar ist auch, ob sich zwischen innerem und äußeren Halsgraben die Gebäude einer Vorburg befanden.