Karlburg ist ein Stadtteil von Karlstein im Landkreis Main-Spessart, dessen größte Bedeutung im Früh- und Hochmittelalter liegt. Der Legende nach sollen hier sowohl Karl Martell als auch sein Enkel Karl der Große geboren worden sein. Die erste urkundliche Erwähnung von Karlburg im Jahr 742 steht in direktem Zusammenhang mit der Gründung des Bistums Würzburg und dem karolingischen Hausmeier Karlmann, dem Sohn Karl Martells und Onkel Karls des Großen. Er schenkte dem von Bonifatius gegründeten Bistum neben 25 königlichen Eigenkirchen auch ein Marienkloster mit zugehörigen Gütern und Rechten in der „Villa Karloburgo“. Spätestens in der Mitte des 8. Jahrhunderts war Karlburg somit ein zentraler Ort mit Befestigungen, einem Königshof und einem Kloster, der zunächst in königlichem Besitz war und später an das Bistum überging. Historische Quellen bezeichnen Karlburg als einen bedeutenden Zentralort in der frühmittelalterlichen Geschichte Mainfrankens. Es wird angenommen, dass bereits in karolingischer Zeit östlich der Kernsiedlung Schiffsanlegestellen existierten, wo vermutlich eine künstliche Bucht als Hafen mit den Maßen 400 × 75 m angelegt wurde.

Das Projektgebiet um die Merowinger Talsiedlung Karlburg und die Burg Karlburg:

Karlburg (mittig, linksmainisch) in der Talbucht des Mains gelegen – aktuelle Landnutzung. Geologische Karte von Karlburg mit Terrassenablagerungen in der Talniederung, umfangreiche Lößakkumulationen in der Talbucht sowie Anhöhen in Unterem Muschelkalk. Reliefkarte von Karlburg. Der Main liegt im Niveau von 160 m NN, die Rahmenhöhen erreichen bis zu 340 m NN.

Datengrundlage: Bayerische Vermessungsverwaltung und Bayerisches Landesamt für Umwelt, Bearbeitung: Burglandschaft und Archäologisches Spessart-Projekt mit Spessart-GIS

 

Das Frühmittelalter

Das Frühmittelalter in Mitteleuropa erstreckt sich grob von etwa 500 bis 1000 n. Chr., das auf den Zusammenbruch des Weströmischen Reiches folgt. Diese Zeit war geprägt von tiefgreifenden politischen, sozialen und kulturellen Veränderungen. Nach dem Fall des Weströmischen Reiches entstanden in Mitteleuropa zahlreiche germanische Königreiche, darunter die Merowinger und später die Karolinger. Diese Reiche waren oft durch Kriege und Machtkämpfe gekennzeichnet, während sich die Gesellschaft zunehmend von einer antiken zu einer feudalen Struktur entwickelte.

Die Landnutzung und Landwirtschaft gewannen an Bedeutung und die ländliche Bevölkerung lebte in kleinen Gemeinschaften, die von lokalen Herren geführt wurden. Das Christentum spielte eine zentrale Rolle in dieser Zeit, da es sich allmählich in den germanischen Gebieten verbreitete. Missionare, wie der heilige Bonifatius, trugen zur Christianisierung der Bevölkerung bei und förderten die Gründung von Klöstern, die zu wichtigen Zentren der Bildung und Kultur wurden. Kulturell war das Frühmittelalter von einer Mischung aus christlichen und heidnischen Traditionen geprägt. Die Kunst und Architektur dieser Zeit, wie die romanische

Bauweise, spiegeln diese Einflüsse wider. Auch die Überlieferung von Geschichten und Legenden, wie die Nibelungensage, zeigt die kulturelle Vielfalt und den Wandel in dieser Epoche. Insgesamt war das Frühmittelalter eine Zeit des Wandels und der Transformation, die die Grundlagen für die Entwicklung des mittelalterlichen Europas legte. Karl der Große, auch bekannt als Karl I. oder Charlemagne, wurde um das Jahr 747 geboren und regierte als König der Franken von 768 bis 814. Er gilt als eine der bedeutendsten Figuren des Mittelalters und spielte eine entscheidende Rolle bei der Bildung des mittelalterlichen Europas. Er war der Enkel von Karl Martell, dem berühmten Herrscher, der die islamische Expansion in Europa bei der Schlacht von Tours im Jahr 732 stoppte. Unter Karls Herrschaft erlebte das Frankenreich eine Phase der Expansion und Konsolidierung. Er führte zahlreiche Kriege, um sein Reich zu vergrößern, und vereinte die fränkischen Stämme sowie andere germanische Völker unter seiner Herrschaft. Ein bedeutendes Ereignis in Karls Leben war die Krönung zum Kaiser des Römischen Reiches durch Papst Leo III. am 25. Dezember 800 in Rom. Diese Krönung symbolisierte die Wiederbelebung des Weströmischen Reiches und stellte eine enge Verbindung zwischen dem Papsttum und der Monarchie her. Karl der Große sah sich als Beschützer des Christentums und förderte die Christianisierung der von ihm eroberten Gebiete.

 

Die fruchtbaren Lößflächen (hellgelb) wurden bereits im Frühmittelalter intensiv bewirtschaftet. Vermutlich wurden diese auch auf der Hochfläche für Ackerbau genutzt, so dass sich Wälder auf die steilen Hanglagen beschränkten. Die nahen Orstbereiche wurden zunächst mit arbeitsintensiven Gartenbaukulturen bestellt. Kleingliedrige Feldstrukturen mit unterschiedlichen Getreidearten folgen in einem weiteren Abstand, Weidewirtschaft war vermutlich Nahe der Muschelkalkhänge vorherrschend. Viele Hohlwege sind heute unter Wald konserviert. Sie lassen sich im hochauflösenden Geländemodell gut kartieren (braune Linien). Vermutlich gab von Karlburg Handelsrouten über die angrenzenden Höhen in westliche und östliche Richtung über eine Mainfurt.

Datengrundlage: Bayerische Vermessungsverwaltung und Bayerisches Landesamt für Umwelt, Bearbeitung: Burglandschaft und Archäologisches Spessart-Projekt mit Spessart-GIS

Die Karolinger und ihre Häfen

Im Frühmittelalter spielten Wasserwege grundsätzlich eine entscheidende Rolle für den Handel und die Kommunikation in Europa. Flüsse und Kanäle dienten als wichtige Verkehrsadern, die es ermöglichten, Waren und Menschen effizient zu transportieren. Die Binnenschifffahrt war besonders bedeutend, da sie den Zugang zu entlegenen Regionen erleichterte und den Austausch zwischen verschiedenen Kulturen förderte. Schiffe, oft aus Holz gebaut, wurden für den Transport von Gütern wie Getreide, Holz und Metallen genutzt. Diese Wasserwege trugen nicht nur zur wirtschaftlichen Entwicklung bei, sondern auch zur Verbreitung von Ideen und Technologien, was die gesellschaftliche Struktur des Frühmittelalters nachhaltig beeinflusste.

Der Main war zur Zeit des Frühmittelalters noch nicht begradigt bzw. nicht gestaut. Der Fluss war insgesamt breiter, in einzelne und unterschiedlich große Flußarme gegliedert und meist nicht über 1 m tief. Im Bereich des Stromstriches gab es eine Fahrrinne für Schiffe. Das Mainufer dürfte um einige Meter weiter westlich, also näher an der Siedlung Karlburg gelegen haben. Wenn auch die eindeutigen archäologischen Belege fehlen, dürfte Karlburg eine Art Hafen – die Mainlände gehabt haben. Hier herrschte wohl stets emsiges Treiben und die Anlage war von Händlern mit ihren Waren und Transportmitteln geprägt.

Eine mögliche Hafensituation des frühmittelalterlichen Karlburgs mit Mainlände vor dem Klosterbereich und dem romanischen Kirchbau.

Grafik: Archimedix GmbH