Im Südwest-Spessart, im Bereich zwischen Miltenberg bis südlich von Aschaffenburg, wurden eine Vielzahl von Grabhügeln bekannt. Sie werden vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege als Bodendenkmäler geführt und unterliegen entsprechend dem Denkmalschutz. Aufgrund von fehlenden wissenschaftlichen Untersuchungen werden sie teilweise als vorgeschichtliche Grabhügel eingestuft, meist ist über Funde eine zeitliche Einordnung in die Hallstattzeit möglich. Besonders auffällig ist die Anhäufung der Grabhügel im Gebiet des südwestlichen Spessart  gegenüber den zentralen Bereichen des Mittelgebirgsraumes.

Die Bestattungsorte liefern einen Hinweis auf Siedlungen dieser Zeit. Über ihre Größe und Struktur kann man meist nur spekulieren. Auch gibt es nahezu keine konkreten Erkenntnisse über die dazugehörigen Wirtschaftsräume und die Gestaltung der Landschaft durch diese frühe Bevölkerung. Allerdings folgen die Grabhügel meist bestimmten Kriterien, die wage Rückschlüsse auf die Kulturlandschaft erlauben.

Topographische Lage von Grabhügeln und anderen Bestattungsplätzen im Südwest-Spessart. Die Grabhügel und insbesondere die Ringwallanlagen liegen zum Großteil auf den Höhenrücken. Grabhügel liegen häufig im Umfeld von Lößflächen (gelb), die fruchtbare Böden für ackerbauliche Nutzung bieten.

Datengrundlage: Bayerische Vermessungsverwaltung und Bayerisches Landesamt für Umwelt, Bearbeitung: Burglandschaft und Archäologisches Spessart-Projekt mit Spessart-GIS

Die Kelten und ihre Toten

In der Eisenzeit, also die Phase nach der Bronzezeit, wurde vornehmlich Eisen für die Herstellung von Geräten und Waffen verwendet. In Mitteleuropa datiert man die Eisenzeit ca. von 800 v. Chr. bis etwa zum Jahr 0. Dabei unterteilt man traditionell die Eisenzeit in eine frühere „Hallstattkultur“ und eine spätere „La-Tène-Kultur“. Die sogenannten Kelten lebten zu dieser Zeit und zahlreiche archäologische Funde zeugen von einer ausgeprägten Kultur und hochentwickelten sozialen Struktur der vielen keltischen Volksstämme. Die Kelten waren ein weites, kulturelles Netzwerk von Völkern, das über große Teile Europas, von Irland und Großbritannien bis in die Schweiz, nach Frankreich, Deutschland und Teile Spaniens reichte. Sie lebten etwa bis zur römischen Eroberung in Mitteleuropa und zeichneten sich durch ihre vielfältige Kultur, Kunst und Sprache aus. Die keltischen Stämme, wie die Gallier, die Helvetier und die Boii, besiedelten große Teile von Frankreich, Deutschland, der Schweiz und Österreich. Ihre Gesellschaft war oft in Stämme organisiert, die von Häuptlingen oder Königen geleitet wurden. Außerdem sind sie bekannt für ihre beeindruckenden Handwerkskünste, insbesondere in der Metallverarbeitung und der Schmuckherstellung. Sie hatten auch eine reiche Mythologie und Religion, die von Naturglauben und einer Vielzahl von Göttern geprägt war. Die keltische Sprache und Kultur beeinflussten viele Regionen Europas, und ihre Spuren sind bis heute in verschiedenen Traditionen und Ortsnamen zu finden.

Trotz der römischen Eroberung und der späteren Germanisierung bleibt das Erbe der Kelten ein faszinierender Teil der europäischen Geschichte. Die Bestattungsriten der Kelten, die stark von ihren religiösen und gesellschaftlichen Überzeugungen geprägt waren, variierten je nach Region, Zeit und sozialem Status. Die Kelten betrachteten den Tod nicht als Ende des Lebens, sondern als Übergang in eine andere Form des Daseins, was sich in ihren Bestattungspraktiken widerspiegelte. Für die Kelten war der Tod also eng mit dem Glauben an ein Leben nach dem Tod verbunden. Sie gingen davon aus, dass die Seele nach dem Tod weiterexistierte, wobei das eben im Jenseits oft als eine Fortsetzung des irdischen Lebens angesehen wurde. Es gab eine starke Verbindung zwischen den Lebenden und den Toten, und die Ahnenverehrung spielte eine wichtige Rolle in der keltischen Religiosität. Bestattungsriten dienten nicht nur der Ehre der Verstorbenen, sondern auch dazu, ihre Reise ins Jenseits zu erleichtern und den Lebenden Schutz und Wohlstand zu sichern.

Die Bestattungspraktiken der Kelten waren vielfältig und konnten sowohl Einzelbestattungen als auch Gemeinschaftsbestattungen umfassen. Die häufigsten Bestattungsformen waren Brandbestattungen und Erdbestattungen. Brandbestattung war bei keltischen Völkern weit verbreitet, besonders in den frühen und mittleren Epochen. Bei dieser Bestattungsform wurde der Verstorbene auf einem Scheiterhaufen verbrannt, häufig mit persönlichen Gegenständen und Waffen, die dem Verstorbenen im Jenseits nützlich sein sollten. Die Asche des Verstorbenen wurde dann in einem Urnenfeld, in einer speziellen Urne oder in einem Grab beigesetzt. Brandbestattungen deuten darauf hin, dass die Kelten den Körper als nur vorübergehend ansahen, wobei die Seele oder der Geist die wahre Essenz des Menschen war. In einigen Gebieten war es auch üblich, das Grab mit einem einfachen Steinhügel zu bedecken oder die Urne in einem speziellen, oft reich verzierten Grabmal zu platzieren. Dies spiegelte die Bedeutung wider, die den Ritualen des Übergangs und der Ahnenverehrung beigemessen wurde.

Dagegen wurden Erdbestattungen vor allem in den späteren Phasen häufiger, waren jedoch in bestimmten Regionen der keltischen Welt nicht weniger bedeutend als die Brandbestattung. Bei der Erdbestattung wurde der Körper des Verstorbenen in einer Grube beigesetzt, oftmals in einer Art von Liegeposition. Wie bei der Brandbestattung wurden auch hier oftmals Grabbeigaben – etwa Waffen, Schmuck, Werkzeuge oder Keramik – dem Verstorbenen mit ins Grab gegeben, um ihm auf seiner Reise ins Jenseits zu helfen. In einigen Fällen wurden besonders wohlhabende oder hochrangige Individuen in prunkvolleren Gräbern beigesetzt. Diese Gräber konnten große Hügel oder sogar monumentale Steingräber umfassen, die die Bedeutung des Verstorbenen unterstrichen. Solche Gräber, wie sie in Irland, Großbritannien und anderen Teilen Westeuropas gefunden wurden, waren oft von einer symbolischen Bedeutung, um den Status des Verstorbenen zu kennzeichnen.

 

Grabhügel liegen in der Regel an Wegen. Tatsächlich gibt es im Umfeld zahlreiche Hohlwege (rot), die vielleicht schon in der Hallstattzeit angelegt wurden. Sie gehören vermutlich zu einem zusammenhängenden Wegesystem (violette Strichlinie). In der Regel sind die Grabhügel, wie auch Hohlwege nur unter Wald (grüne Flächen) erhalten.

Datengrundlage: Bayerische Vermessungsverwaltung und Bayerisches Landesamt für Umwelt, Bearbeitung: Burglandschaft und Archäologisches Spessart-Projekt mit Spessart-GIS