Die Teilung Deutschlands hatte nicht nur tiefgreifende politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Folgen, sondern auch erhebliche Auswirkungen auf die Landschaften und die Natur des Landes, der Nutzung von Naturressourcen, die Entwicklung der Infrastruktur und den Umgang mit der Umwelt. Die Spaltung des Landes und die unterschiedlichen politischen Systeme führten zu verschiedenen Herangehensweisen im Bereich der Natur- und Umweltpolitik, was sich langfristig auf die Landschaften und Ökosysteme auswirkte.
Die Grenze zwischen der BRD und der DDR verlief über 1.300 Kilometer von der Ostsee im Norden bis zum Süden des Landes. Sie trennte nicht nur Städte und Dörfer, sondern auch Landschaften und Naturgebiete, die sich in vielerlei Hinsicht unterschiedlich entwickelten. Die Teilung führte zu unterschiedlichen Prioritäten in der Landnutzung. In der DDR war die Landwirtschaft verstaatlicht und die landwirtschaftliche Produktion stark zentralisiert. Dies hatte Auswirkungen auf die Art und Weise, wie Böden genutzt und Kulturen angebaut wurden. Die großflächige landwirtschaftliche Nutzung, die zum Teil durch intensive Monokulturen geprägt war, führte zu einer Übernutzung und Schädigung von Böden und Landschaften. Besonders im Osten Deutschlands, wo die Landwirtschaft in staatlichen Landwirtschaftsbetrieben organisiert war, kam es zu umfangreichen Flurbereinigungen, die viele kleine, traditionelle Strukturen zerstörten und den natürlichen Lebensraum vieler Pflanzen und Tiere beeinträchtigten. Im Westen Deutschlands war die Landnutzung oft vielfältiger und stärker auf Nachhaltigkeit aus gerichtet, auch wenn die Industrialisierung und die Expansion der Städte auch hier Einfluss auf die Natur hatten.
Datengrundlage: Bayerische Vermessungsverwaltung. Bearbeitung: Burglandschaft und Archäologisches Spessart-Projekt mit Spessart-GIS
BRD und DDRDie mit der Kapitulation besiegelte Niederlage des „Dritten Reiches“ am Ende des Zweiten Weltkrieges war mit Sicherheit eine der größten historischen Zäsuren Deutschlands, denn sie führte zur Teilung des Landes, wobei sich aus den Besatzungszonen der vier Siegermächte im Rahmen des Alliierten Kontrollrats schließlich zwei deutsche Staaten ergaben mit der amerikanischen, britischen, französischen und sowjetischen Zone. 1949 mündete dies in der Gründung der Bundesrepublik Deutschland (BRD) und der Deutschen Demokratischen Republik (DDR). Das in den Kalten Krieg übergehende, durch systembedingte politische und wirtschaftliche Interessenkonflikte verursachte Zerwürfnis zwischen den drei westlichen Mächten |
Ein besonders markanter Aspekt der Landschaftsteilung war die „innerdeutsche Grenze“, die nicht nur als politische Grenze, sondern auch als eine Art „Naturgrenze“ fungierte. Die Grenze selbst wurde über Jahrzehnten stark gesichert und war von einem breiten Sicherheitsstreifen umgeben, der aus Stacheldraht, Wachtürmen, Grenzanlagen und Bunkern bestand. Innerhalb dieses Grenzstreifens entwickelte sich eine bemerkenswerte „ungewollte“ Wildnis. In der DDR war der Grenzbereich aufgrund der Sperrgebiete weitgehend unzugänglich, was dazu führte, dass sich in diesen Bereichen Natur und Wildtiere weitgehend ungestört entwickeln konnten. Die „grüne Grenze“ wurde so zu einem unberührten Naturraum, in dem sich seltene Tierarten wie der Europäische Iltis, der Uhu oder die Wildkatze ansiedelten. Auch viele Pflanzenarten, die anderswo durch menschliche Eingriffe bedroht waren, konnten sich hier ungestört ausbreiten. Diese „wilde“ Natur im Grenzgebiet stellte einen paradoxen und unerwünschten Schutzraum dar. Exkurs: Umweltschutz, Naturschutzpolitik, Infrastruktur und Industrialisierung in beiden Teilen Deutschlands.
Die DDR setzte auf einen zentralisierten Ansatz zur Nutzung der natürlichen Ressourcen und vernachlässigte in vielerlei Hinsicht den Umweltschutz. Die Umweltschutzpolitik war stark von den Bedürfnissen der Industrie und der Landwirtschaft geprägt, und es kam zu einer starken Umweltverschmutzung durch Industrieanlagen, vor allem in Gebieten wie der Lausitz oder in der Nähe von Kohleabbaugebieten. Die Luft und Gewässerverschmutzung war ein bedeutendes Problem, und ökologische Aspekte wurden oftmals zugunsten der wirtschaftlichen Entwicklung und des industrialisierten Wachstums ignoriert. In der BRD hingegen setzte man auf einen liberaleren Ansatz zur Umweltnutzung, auch wenn auch hier die Industrialisierung und der Ausbau der Infrastruktur, besonders in den 1950er und 1960er Jahren, zu Umweltbelastungen führten. Dennoch gab es im Westen früherer Zeit Ansätze zur Etablierung von Umweltschutzorganisationen und Naturschutzgebieten, die später in den 1970er Jahren als Antwort auf die zunehmenden Umweltprobleme auch politisch aufgewertet wurden.
Die Teilung führte zu unterschiedlichen Prioritäten im Bereich der Infrastrukturentwicklung. Im Osten wurde ein groß angelegtes industrielles
Netz aufgebaut, das in vielen Fällen auf Kohle, Stahl und Chemie basierte. In der BRD setzte man dagegen stärker auf den Ausbau der Automobilindustrie und des Maschinenbaus. Diese industrielle Entwicklung hatte direkte Auswirkungen auf die Landschaften: In der DDR führte
die Schwerindustrie zu einer großflächigen Zerstörung von Natur und Lebensräumen, vor allem in den Gebieten des Braunkohletagebaus und der chemischen Industrie. Der Tagebau in der Lausitz und das umgebende Gebiet wurden durch den Abbau von Kohle stark verändert und zerstört. Im Westen kam es ebenfalls zu umfangreichen Eingriffen in die Landschaft durch den Ausbau von Autobahnen und industriellen Zonen. Zwar wurde die Umgebung in der BRD stärker in die Planungen integriert, aber auch hier führten diese Eingriffe zu einer Verinselung von Naturräumen und einer zunehmenden Zersiedelung der Landschaft.