Die Wallfahrt

Die Entstehung der Wallfahrt nach Rengersbrunn geht auf die Legende eines Schäfers zurück, der um 1460 unter einem Haselnussstrauch am Königsbrunnen ein Marienbild gefunden haben soll. Das Bildnis wurde nach Burgsinn gebracht, kehrte aber auf wundersame Weise immer wieder zur Fundstelle zurück. So errichteten die Rengersbrunner eine schlichte Bretterkapelle für das Gnadenbild, das bald von zahlreichen Gläubigen aus den umliegenden Dörfern aufgesucht wurde.

Belegbar ist eine Wallfahrt nach Rengersbrunn jedoch erst rund 200 Jahre später. Nach dem Aussterben der Grafen von Rieneck 1559 gelangte Rengersbrunn in den Besitz des Kurfürstentums Mainz, das ab 1606 in dem zuvor protestantischen Ort die katholische Lehre durchsetzen ließ, was bei den Rengersbrunnern zunächst allerdings auf wenig Gegenliebe stieß. Um den katholischen Glauben zu festigen, begann Kurmainz mit der Förderung von Wallfahrtsorten und dabei insbesondere mit dem Ausbau marianischer Gnadenorte. Im Zuge dessen wurde auch die Wallfahrt in Rengersbrunn belebt. Ein Pfarrbuch aus Rieneck dokumentiert für die Zeit um 1650 eine Vielzahl von Wallfahrten nach Rengersbrunn, darunter aus den Orten Wiesen, Orb, Frammersbach oder Lohr. Im Gasthaus Regisborn, später auch im Gasthaus Marienborn wurden die PilgerInnen bewirtet.

Größe und Gestalt der ältesten, der Legende zufolge hölzernen Kirche sind nicht bekannt. 1659 wurde eine neue, diesmal steinerne Kirche errichtet, die jedoch bereits 1775 wegen Baufälligkeit wieder abgerissen werden musste. Im Auftrag der Grafen von Schönborn wurde zwei Jahre später die bis heute bestehende Kirche nach den Plänen des Würzburger Bauamtmanns Johann Philipp Geigel erbaut. 1770 hatte der Papst einen Ablass für die Wallfahrt nach Rengersbrunn bewilligt.

Auch heute ist die Kirche Mariä Geburt in Rengersbrunn ein beliebtes Wallfahrtsziel. Zwischen Mai und Oktober machen sich Gruppen aus umliegenden Orten wie Bad Soden-Salmünster, Kahl am Main, Rieneck, Frammersbach, Ruppertshütten, Obersinn, Aura, Rieneck, Pfaffenhausen und Fellen auf den Weg. Zudem ist die Wallfahrtskirche Station des 2002 eröffneten Marienwegs, der die Wanderer auch nach Rengersbrunn führt.

 

Architektur und Ausstattung

Die Außenfassade der Wallfahrtskirche wird vom Übergang des Barocks zum Rokoko geprägt. An das Langhaus mit seinen drei Fensterachsen schließen im Osten der eingezogene Chor und der Turm an, südlich die Sakristei. In der Innenausstattung verbinden sich Rokoko und Frühklassizismus miteinander. Der Hochaltar wurde 1777 in der Werkstatt des Würzburger Bildhauers Johann Peter Wagner gefertigt. Im seinem Zentrum befindet sich das Gnadenbild, die um 1460 von einem unbekannten Künstler geschnitzte Madonna aus Lindenholz. Umgeben wird sie von 17 zum Teil lebensgroßen Heiligenfiguren. Auf der linken Seite des Chores befindet sich eine barocke Kreuzigungsgruppe aus dem späten 17. Jahrhundert, auf der gegenüberliegenden Seite ein Altar mit einer modernen Josefsfigur. An der Kirchenrückwand zeugen zahlreiche Votivtafeln und Devotionalien von der Dankbarkeit der Wallfahrer. Der Innenraum wurde 2005 saniert, 2019 die Außenfassade.

Der Königsbrunnen

Der Königsbrunnen vor dem Hauptportal der WallfahrtskircheVor der Wallfahrtskirche lädt der Marienbrunnen, auch Regisbrunnen genannt, zum Verweilen ein. Er wurde um 1647 aus Sandstein gefertigt und trägt im Aufsatz das Wappen des Johann Philipp I. von Schönborn, der als Kurfürst von Mainz, Fürstbischof von Würzburg und Bischof von Worms ein großer Wohltäter von Rengersbrunn war. Das Madonnenrelief mit Kind in einer Ädikula zeigt die Darstellung einer Maria-Lactans (stillenden Maria), bei der das Wasser aus den Brüsten Marias in eine barocke Muschelschale fließt. 1969 wurde der Brunnen renoviert. Im Zuge dessen nahm man das Relief heraus und ersetzte es – wohl aufgrund moralischer Bedenken – durch eine abgeänderte Kopie. Heute befindet sich das Original im Wallfahrtsmuseum Dettelbach. 2003 fertigte die Bildhauerin Anja Schwarz eine Kopie des ursprünglichen Reliefs an, das heute den Brunnen schmückt.