Vortrag am 9. März 2015  im Gasthaus „Zur Fröhlichkeit“, Hauptstraße 137 in 97904 Dorfprozelten

Mitten im Nichts?

Das Prämonstratenserkloster Elisabethenzell bei Rieneck im Spessart

In den Jahren 2012-14 wurde das Kloster Elisabethenzell, auch als Kloster Einsiedel bezeichnet, durch das Archäologische Spessartprojekt untersucht. Die Anlage liegt an der Birkenhainer Straße. Beide Bauwerke entstanden in den 1230er Jahren. In Sichtweite zur Residenz der Burg Rieneck, dem Stammsitz der Grafen von Rieneck, errichteten diese unmittelbar vor dem Abstieg zum Main direkt am Straßenkörper ein Kloster. Es diente als Raststation für die Nutzer des beschwerlichsten Abschnittes des Fernhandelsweges von Mainz nach Bamberg. Die Lage war so günstig gewählt. Bald richten sich die Mönche dort mit großstädtischem Wohnkomfort auf Dauer ein. Anlässlich der Erbstreitigkeiten der Rienecker mit den Grafen von Hanau wurde ein Großteil der Bebauung im Jahre 1333 aufgegeben. Das Kloster musste in ein Priorat umgewandelt werden. Den Schlusspunkt der Besiedlung bildet in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. eine Glashütte, in welcher Hohlgläser und Fensterscheiben produziert wurden.

Die Grabungen im Areal des Klosters werfen ein Schlaglicht auf den Ausbau der Kulturlandschaft des Spessarts im Hoch- und Spätmittelalter. Sie zeigen eindrücklich, wie stark Handelsstraßen und Siedlungsstrukturen miteinander verknüpft waren. In den Funden und den freigelegten Mauerzügen kommt die Rolle des Klosters als Ort der Repräsentation der Rienecker und als gewinnbringender Wirtschaftsbetrieb in Form einer Raststation zum Ausdruck.

Im Rahmen des Vortrags geht der Referent auf die Rolle der Zivilgesellschaft ein, deren Engagement ein Projekt in dieser Dimension erst ermöglicht hat. Die im Kloster Elisabethenzell durchgeführten Grabungen und in der Folge die Sichtbarmachung der erhaltenen Mauern könnte als Vorbild für eine ähnliche Maßnahme auf der Collenburg dienen.