Burgenbau zur „Standortsicherung“

Der Würzburger Bischof Heinrich III. kam Ende des 12. Jahrhunderts in den Besitz der kleinen Siedlung Lullingescheit. Mit dem Bau des Bergfriedes setzte er ein Zeichen des Machtanspruches gegen die Herrschaft derer von Düren auf der Wildenburg und gegen die Reichsschenken zu Schüpf-Klingenberg auf der Henneburg. Durch seine gigantischen Ausmaße ließ der Bergfried keinen Zweifel am Machtanspruch der Würzburger aufkommen. Noch heute ist er der imposanteste Bauteil der Freudenburg.

Die Grafen von Wertheim und die Burg

Verträge aus dem Jahr 1287 lassen vermuten, dass die Grafen von Wertheim damals schon über die Freudenburg verfügten. Graf Rudolf von Wertheim baute die Freudenburg 1361 zu einem standesgemäßen Wohnsitz um. 1497 fällt Freudenberg an Graf Erasmus von Wertheim, unter dessen Herrschaft die größten Umbau- und Erweiterungsmaßnahmen erfolgen. Erasmus macht aus der Burg eine Festungsanlage und errichtet einen prachtvollen Renaissancebau. Er bewohnt das Schloss und möchte sich von seinem auf der Burg Wertheim residierenden Bruder Michael abgrenzen.

Doch die glanzvollen Zeiten auf der Freudenburg vergehen schnell. Erasmus von Wertheim, der 1499 auch das Freudenberger Rathaus erbauen ließ, stirbt kinderlos 1509. Die Herrschaft geht zurück in den Besitz seines Bruders. 1556 sterben die Grafen zu Wertheim aus, das Lehen fällt zurück an das Bistum Würzburg und das Interesse an der Burg versiegt.

Schreie aus dem „Hexenturm“

Auch in Freudenberg kam es im 16. und 17. Jahrhundert zu Hexenverfolgungen. Über 150 Bewohner der Stadt wurden “hochnotpeinlich befragt”, den Hexenproben unterzogen, gefoltert und gequält, ehe man sie am Brennplatz öffentlich verbrannte. Eingesperrt hatte man die Verdächtigen zuvor im Kanonenturm der Freudenburg.

So sah es aus

Noch heute ist gut nachzuvollziehen, wie die Burg einst ausgesehen hat. Innerhalb der Burganlagen war der Palas als Wohngebäude ausgebaut und über einen hölzernen Gang mit den Kemenaten verbunden. Die Palaswand, an deren Seite in römischen Ziffern die Jahreszahl 1361 zu lesen ist – das Jahr, in dem die Burg erstmals durch den Grafen von Wertheim ausgebaut wurde -, ist noch erhalten, nicht so der Kemenatenbau. Der mächtige dreiteilige Bergfried war nur über den Wehrgang zu erreichen und zeigt vielfältige Steinmetzzeichen. Es gab eine kleine Kapelle in der ein Geistlicher nachweislich seinen Dienst tat. Große Keller waren angelegt, um Vorräte zu lagern. 1499 baute Graf Erasmus die Freudenburg zu seinem Wohnsitz aus und rüstete die gesamte Anlage wehrhaft auf, baute den Kanonenturm und die Schenkelmauern zur Stadt.

Vergangen – vergessen – verfallen

Keines der sicher zahlreichen hölzernen Burggebäude ist heute noch erhalten. Nach dem Tod des letzten Wertheimer Grafen war die Burg nicht mehr dauerhaft bewohnt und der Verfall der Anlage setzte ein. Die Freudenburg fiel in einen “Dornröschenschlaf”: Efeu, Gestrüpp und Dornen bemächtigten sich ihrer und Wanderer wurden gewarnt das Gelände zu betreten.

Gerettet – genutzt

Retter war die “Burginitiative” unter der Leitung von Franz Hofmann. Nach vielen tausend Arbeitsstunden erhielt die Burg 1987 den Staatspreis des Landes Baden-Württemberg für vorbildliche Sanierung. Am 2. Juli 1995 wurde sie offiziell Eigentum der Stadt. Seit 1987 werden im 2-Jahres-Rhythmus auf der Freudenburg die Burgfestspiele inszeniert.